Musikmedizin in der Ausbildung

In der Hochschule für Musik und Theater Zürich führte die Schweizerische Gesellschaft für Musik-Medizin ihr mittlerweile viertes Symposium zu gesundheitlichen Aspekten des Musizierens durch. Thema waren heuer musikmedizinische Aspekte in der Ausbildung.

Pia Bucher weist in ihrer Begrüssung darauf hin, dass Überlastungsbeschwerden bereits bei Kindern und Jugendlichen ein Thema sind. Nicht selten seien, so Bucher, Wettbewerbe und Diplomprüfungen Anlässe, für die überaus intensiv geübt werde. Musikmedizinsche Aspekte müssten deshalb bereits in den ersten Unterrichtsjahren berücksichtigt werden.

Daniel Fueter, der Direktor der gastgebenden Zürcher Musikhochschule bestätigt in einem Grusswort die gesteigerten Ansprüche des Musikerberufes, die zu höheren Belastungen führten. Die Prävention bewirke auch unter diesen erschwerten Bedingungen einen signifikanten Rückgang der kurz-, mittel- und langfristigen Schädigungen. Festmachen könne man das etwa an der in den letzten Jahren deutlich zurückgegangenen Quote entzündungsbedingter Absagen von Diplomprüfungen.

Die Fortschritte in der Prävention würdigt auch Karl Knobloch, der Präsident der Schweizerischen Interpreten-Gesellschaft. Er erinnert daran, dass ergonomische Massnahmen wie verstellbare Pulte und individuell eintellbare Stühle vor wenigen Jahrzehnten noch keineswegs so selbstverständlich waren wie heute.

Der Instrumentalunterricht von morgen

Tobias Schabenberger, Leiter des Studiengangs II, Interpretation und Performance, an der Musikhochschule Basel, fragt in einem Referat zu den gesundheitlichen Herausforderungen für Pianisten, was eine gesunde Einstellung zur Musizierhaltung und zum Instrument ausmacht. Am Klavier kann, erklärt er, anders als etwa am Blasinstrument, vollkommen verspannt und verkrampft agiert und dennoch ein scheinbar entspannter Klang erzeugt werden. Es ist deshalb doppelt wichtig, Atem und Bewegung des gesamten Körpers in den Übeprozess zu integrieren. Wenn Pädagogen in ihrer Ausbildung keine derartigen physiologischen und ganzheitlichen Techniken vermittelt bekommen, sind sie aber nicht in der Lage, solche Aspekte in die Arbeit mit den Schülern einzubringen. Es gilt deshalb, in der Ausbildung die Eigenwahrnehmung der Schüler und die Wahrnehmung ihrer Schüler zu vertiefen und in der Auswahl der zu erarbeitenden Stücke mehr darauf zu achten, ob sie dem Stand eines Schülers entsprechen.

Katharina Gohl – sie betreut an derselben Hochschule wie Schabenberger die instrumentale und vokale Pädagogik und referiert aus der Sicht der Streicher – weist darauf hin, dass Bewegungen bei Streichern überaus komplex sind und sich in ausgeklügelten, teils national bedingten Techniken finden, in deren Vermittlung das Individuelle eines Schülers aus dem Fokus zu verschwinden droht. Den Studierenden und ihren Lehrern sollte zunächst einmal der Mut zurückgegeben werden, sich unvoreingenommen wahrzunehmen. Geübt werden sollten nicht nur fertige Bauteile, sondern auch grössere Aufgaben, etwa die Unabhängigkeit der Hände und Finger, eine grössere Fähigkeit, schnell umzuschalten, komplexe rhythmische Formen wahrzunehmen oder Kürzestnoten modulieren zu können.

Sylvia Schwarzenbach expliziert als langjährige Fachdidaktikdozentin für Holzbläser an der Berner Hochschule der Künste die typischen Herausforderungen, vor die sich Bläser gestellt sehen. Deren Atmung ist eng verbunden mit ihrer psychischen Verfassung. Es ist auch wichtig zu wissen, ob ein Schüler Asthmatiker ist, ob er Allergien hat. Leider sprechen Eltern darüber oft gar nicht. Es hat, meint Schwarzenbach, auch keinen Sinn, Atemübungen zu machen, wenn jemand erkältet ist.

Eine zentrierte, entspannte Körperhaltung und eine flexible Wirbelsäule ohne Hohlkreuz sind Grundvoraussetzungen für eine natürliche Zwerchfellatmung und korrekte Atemstütze. Wichtig sind am Instrument auch Handstützen, die der Hand des Schülers wirklich entsprechen. Grössere Instrumente sollten nicht mehr mit dem einseitig belasteten Nackenband gespielt werden, sondern mit einem Oberkörpergurt, dank dem der ganze Oberkörper das Gewicht trägt.

Ansatzprobleme und Verspannung der Gesichtsmuskulatur können unterschiedliche Ursachen haben, unter anderem Fehlatmung, falsche Körperhaltung, Zahn- und Kieferveränderungen, Zahnlücken, nicht an die physiognomischen Gegebenheiten angepasste Mundstücke, zu harte Blätter oder Metallallergien. Zu früher Anfang auf dem Instrument kann auch zu Fehlhaltungen führen. Da können Spezialinstrumente wie das Fagottino Abhilfe schaffen.

Musikphysiologische Angebote der HMT Zürich

Horst Hildebrandt, an den Hochschulen von Zürich und Basel für die Fachbereiche Musikphysiologie und Musik- und Präventivmedizin zuständig, ist der Überzeugung, dass in Beruf und fachdidaktischer Ausbildung die grundlegende Erfahrung mit Muskelspannungen in allen ihren Facetten die Basis des Gesundheitsbewusstseins sein muss. Wichtig ist laut Hildebrandt zudem die grundlegende Kompetenz der Selbstorganisation, die in Kursen in Basel und Zürich ebenfalls gelehrt wird.

Weitere Lernveranstaltungen beschäftigen sich mit Auftrittskompetenz und Bühnenmanagement. Ein erstes Ziel ist es, einen differenzierten Tonus, speziell im Unterbauch aufzubauen. So kann der Oberbauch weitgehend von Spannung unberührt gelassen und damit dem Zwerchfell die Möglichkeit zur tiefen Atmung gegeben werden. Hand- und Feinmotorik sind weitere Aspekte. Da muss etwa gefragt werden, ob Instrumente – zum Beispiel im Klappenbereich – individuell umgebaut werden müssen, um dem Spieler eine natürlichere Spielweise zu ermöglichen. Hildebrandt schärft seinen Studierenden auch ein, sie sollten nur dann unterrichten, wenn sie in der Lage sind, Bewegungsabläufe in einer Spielbewegung einfach und klar anzuweisen und einem Schüler zeigen zu können, wie die Grobmotorik mühelos in die Zielbewegung integriert wird.

Gesundheitsförderung im Musikschulalltag

Hans Brupbacher, Musikschulleiter und Präsident der Vorsorgestiftung von Musikschulen und Musikpädagogischem Verband erklärt, dass ein grosser Teil der Musiker, die vorzeitig aus dem Berufsleben ausscheiden, dies krankheitsbedingt und im speziellen aus Gründen psychischer Überlastung tun. Er meint, dass es deshalb besonders wichtig sei, in Musikschulen eine gute, freundschaftliche Atmosphäre zu schaffen, in der sich die Lehrerinnen und Lehrer als Team und gut aufgehoben fühlen. In der Schule, der er selber vorsteht, erreicht er dies mit verschiedenen Massnahmen. Dazu gehören Lob und Anerkennung für die Arbeit, gemeinsame Ausflüge und gesellige Treffen oder scheinbare Nebensächlichkeiten wie die Würdigung von Geburtstagen. Zu den Massnahmen, die eine Musikschule menschlicher machen, gehört auch die Ausgestaltung des Musikzimmers, zum Beispiel mit dem Aufhängen von Zeichnungen von Schülern. Laut Brupbacher gehört in jedes Schulzimmer überdies obligatorisch ein Sitzball.


Das Verhalten von Kindern verstehen

Über psychische und körperliche Eigenheiten von Kinder mit Blick aufs Musizieren gibt der Interlakner Kinderarzt Ruedi Grüring Auskunft. Er ist überzeugt davon, dass jedes Kind einmalig ist und eine individuelle Entwicklung zeigt. Verhaltensauffälligkeiten sollten auch nur dann behandelt werden, wenn sie störend sind und sich dafür keine offensichtliche Erklärung finden lässt. Probleme lassen sich allerdings auf vielerlei Arten abklären. Bei Schmerzen ist etwa eine Möglichkeit, ein Schmerztagebuch schreiben zu lassen, um den Ursachen auf den Grund zu gehen. Häufig ist man mit dem konfrontiert, das der Neurowissenschaftler Manfred Spitzer als «Teufelskreis des Lernens» bezeichnet: Unsicherheit macht Angst, die wiederum kann Aggressionen auslösen und Vermeidungsreaktionen provozieren, welche die Leistung senken, was zu Frustration und wiederum zu noch mehr Verunsicherung führt.

Grüring erklärt auch, dass auf verschiedene Wege zu einem Instrument gefunden werden kann. Es kann sich wie im Falle des Flötisten James Galway um eine gewünschte oder wie beim Geiger Gidon Kremer um eine erzwungene Übernahme handeln. Der Zufall, nach dem etwa der Fagottist Milan Turković zu seinem Instrument gekommen ist, kann eine Rolle spielen. Das Beispiel einer geglückten Suche stellt der Cellist Pablo Casals dar. Es kann aber auch eine Mischung aus mehreren solchen Wegen vorliegen, wie etwa im Fall des Pianisten Jan Paderewski. Um die Probleme der Kinder richtig erkennen zu können, muss der Pädagoge sich selber gut kennen, akzeptieren und respektieren und auch einsehen, dass ein Schüler unter Umständen ein ganz anderes Welt- und Menschenbild hat als er selber.

Grüring weist auch darauf hin, dass die Musikmedizin bei Kindern selber in den Kinderschuhen steckt und es noch zahlreiche interessante Fragen zu lösen gibt. Dazu gehört etwa, ob und wann ein Instrument gewechselt werden darf und ob ein Kind mehr als ein Instrument lernen kann oder gar sollte. Hier sind auch die neuesten Resultate der Hirnforschung zu berücksichtigen.

Diskussion
Auf die Frage aus dem Publikum, wie man die Musikschulleiter für Massnahmen zur Mitarbeit motivieren und solche konkret umsetzen kann, wenn kein Geld dafür vorhanden ist, antwortet Brupacher, er finanziere solche Aktivitäten praktisch ausschliesslich aus privaten Geldern. Das setze aber eingestandenermassen ein grosses Beziehungsnetz und ein konkretes Konzept voraus. Vieles hänge dabei von der Initiative der Schulleitung ab. Ein weiterer Zuhörer meint, es sei wichtig, die positiven Aspekte und die Stärken der Schüler zu betonen, statt den Finger ständig auf das zu legen, was verbesserungsbedürftig sei. Es wird auch die Frage gestellt, wie man die Akzeptanz in der Wirtschaft gegenüber der Kultur fördern könne. Podiumsteilnehmer entgegnen, man könne den Wirtschaftsvertretern klar machen, dass in die Kinder und die Kunst investiert werde und man zu kurz greife, wenn einfach von den Kosten gesprochen werde. Es seien aber auch politische Massnahmen angesagt. 2007 werde vom Musikrat eine «Initiative Musik» lanciert. Es geht nicht mehr an, dass das geplante Gesetz zur Kulturförderung auf die lange Bank geschoben werde. Dieses dürfe auch nicht mit unverbindlichen Kann-Formeln gestaltet werden.

Wahrnehmungstraining und Körpererfahrung

In enem der beiden Workshops stellt die Physiotherapeutin Johanna Gutzwiller als Dozentin der Musikhochschule Luzern zunächst fest, dass Üben ungesund sein kann und stellt die Frage, wie sich das ändern lässt. Sie erinnert daran, dass es nicht die Frage ist, wieviel jemand übt, sondern wie er dies tut. Sie stellt dabei die Regel auf, dass nach spätestens zwanzig Minuten die erste Pause kommen muss. Wenn man nach zwanzig Minuten glaube, man habe erst angefangen zu üben, so Gutzwiller, dann habe man falsch geübt. Genaue Eigenwahrnehmung und das Üben selber muss man üben wie alles andere auch. Es gibt dazu keine allgemeinen Regeln, jeder muss zu seinem eigenen System finden. Das ist ein Prozess, der seine Zeit dauert. Wenn man diesen Prozess gemacht hat, dann kommt man zu einem Üben, das gesund ist.

In einem zweiten Workshop präsentiert die Berner Bewegungspädagogin Katja Wyder Bewegungen und Bewegungs-Bilder, die den Körper über alle Gelenke erfahrbar machen und helfen, die Atmung zum organischen Fliessen zu bringen. Richtiges Auf- und Durchatmen, so die Dozentin der Hochschule der Künste Bern, macht wacher und durchlässiger, balanciert Muskeltonus, Stoffwechsel und Hirnfunktionen und verändert die Stimmung hin zum «spielenden Gelingen» in der Musik.

Die dreidimensionale musikphysiologische Untersuchung

Der in Freiburg tätige Musikphysiologe Jochen Blum skizzert eine Systematik, die Belastungen, daraus resultierende Beanspruchungen und die Leistungsfähigkeit der Studierenden zueinander in Verbindung setzt. Belastungen sind etwa Lärm und komplexe ergonomische Bedingungen, aber auch psychischer und mentaler Stress. Die Beanspruchungen wiederum betreffen eine Vielzahl von Systemen: Muskeln und Skelett, Sinnesorgane, Psyche, Haut – durch Kolophonium, Hölzer und Lacke – und Atmungsorgane. Solche Rahmenbedingungen beeinträchtigen letztlich die Leistungsfähigkeit.

Mit Blick auf diese Bereiche kann die Qualität des Unterrichtes dank gezielten Analysetechniken verbessert werden, die grob einem Ablauf aus Beobachtung, Analyse, Einordnung und Korrekturanweisungen folgen. Der Lehrer muss den Schüler aus verschiedenen Entfernungen und Perspektiven beobachten, aus einer Fern- und einer Naheinstellung, aber auch in einer dynamischen Rundsicht und von oben. Bestimmte Probleme in der Schulterhaltung von Gitarristen können zum Beispiel nur von oben erkannt werden. Der Lehrer kann durchaus auch einmal auf einen Stuhl steigen und den Schüler aus der Vogelperspektive studieren. Wenn solche Beobachtungen analysiert werden sollen, muss auch ein anatomisches, physiologisches und ergonomisches Bezugssystem vorhanden sein, dank dem sich die beobachteten Bewegungen innerlich abbilden lassen. Ein klassisches anatomisches Bezugssystem zur Beschreibung von Bewegungen wie Elevation, Abduktion, Aussenrotation und so weiter ist die Klassifikation in Komponenten in der Sagittal-, Transversal und Frontalebene, aber auch mit unterschiedlichen Achsen. Kategorien zum Einordnen der Analysen sind richtig und falsch, kurzfristige und langfristige Auswirkungen oder die Frage, ob Bewegungen gesund und krankmachend sind. Da sollte nicht einfach nach vagen Schätzungen beurteilt werden. Eingeteilt werden kann auch in tolerable und nicht tolerable Eigenheiten.

Die jugendliche Wirbelsäule

Der Dornbirner Facharzt für Orthopädie Roland Reiter erinnert daran, dass es zwar banal tönt, aber dennoch wichtig ist, dass das Instrument ans Kind angepasst wird und nicht umgekehrt. Nützlich wären in dieser Hinsicht nach Instrumenten aufgeschlüsselte Untersuchungen über Häufigkeit und Art von Belastungsschäden. Falsche Haltungen finden sich laut Reiter bei Hobbymusikern häufiger als bei Profis. Allerdings ist die Meinung problematisch, Probleme lösten sich bei den Amateuren eher, weil diese einfach mit Üben aufhören können, wenn sie Schmerzen haben. In Tat und Wahrheit lösen sie die Probleme nicht, sondern hören einfach mit Musizieren auf.

Den Veränderungen der Wirbelsäule muss im Musikunterricht Rechnung getragen werden. Beim Kleinkind wirken noch keine axialen Kräfte, die Wirbelsäule ist einfach rund gebogen. Zwischen dem fünften und siebten Lebensjahr können aber bereits erste Haltungsschwächen auftreten. In der Pubertät ist der Bewegungsapparat bis zum Zerreissen gespannt, es kann deshalb zu Störungen und statischen Insuffizienzen kommen. Auch schwere Erkrankungen sind möglich, etwa der sogenannte «Scheuermann», der sich unter anderem durch eine gewisse Steifigkeit des Rücken äussert. Auch Skoliosen – S-förmige Verkrümmungen – können auftreten. Oberstes Ziel muss sein, dass man Schäden erkennt und behebt, bevor sie wirksam werden.

Für die Haltungskontrolle ist der Spannungsschlauch der Rumpfmuskulatur entscheidend. Dazu gehören Rücken-, Bauch- und Beckenbodenmuskulatur, aber auch die Atmung. Haltungskontrolle ist ein komplexes System mit motorischen und sensorischen Komponenten. Sie läuft auch zeitlich versetzt ab, das heisst, nicht alle Muskeln werden zum gleichen Zeitpunkt angesprochen. Zu den koordinativen Fähigkeiten gehören neben der Gleichgewichts- und Haltungskontrolle die Stabilisierungsfähigkeit sowie Gewandtheit und Geschicklichkeit. Diese koordinativen Fähigkeiten sind die Grundlage jeder motorischen Handlungskompetenz. Diese Fähigkeiten können mit variiertem Üben und Übungsbedingungen von Musik gefördert werden.

Musiker, erklärt Reiter weiter, werden zwar häufig mit Spitzensportlern verglichen. Wenn man den Stand der Sportmedizin und denjenigen der Musikmedizin vergleicht, sieht man aber auffällige Unterschiede: Sportmediziner haben einen sauber vorgeschriebenen Ausbildungsplan und beschäftigen sich mit spezifischen Sportarten. Sportmedizin ist auch eine geschützte Zusatzbezeichnung, für die eine Prüfung abgelegt werden muss. Es existieren überdies sportartenspezifische Präventionsprogramme. All dies fehlt zur Zeit in der Musikmedizin.

Diskussion
Aus dem Publikum wird nach den Unterschieden der Lehrangebote in Luzern und Bern gefragt. Johanna Gutzwiller erklärt, dass in Luzern das System auf Bologna umgestellt worden sei und im Bachelorbereich die Studierenden die Wahl hätten, ein Bewegungsseminar im ersten Semester zu buchen. Es bestehe auch die Möglichkeit, im Fall von Schwierigkeiten eine Beratung zu machen – dazu habe sie ein Mandat von sechs Stunden pro Woche. Es gebe auch Rückmeldungen zu Auftritten. Von Willy Kotoun würden auch alle in rhythmischer Bewegung geschult. Katja Wyder meint, in Bern werde eher weniger geboten. Es gebe Schulung in Rhythmik und Bewegung. Im Aufbaustudium könne im Wahlpflichtfach weiter Bewegung belegt werden. Die Angebote dazu wechselten ständig. Die Studierenden könnten auch einmal im Semster dreissig Minuten mit ihr oder einer Kollegin arbeiten.

Aus dem Publikum wird nach Ernährungsprinzipien gefragt. Horst Hildebrandt erklärt, es gebe immer wieder Leute, die kompett ohne warme Mahlzeiten und ohne regelmässiges Essen in die Sprechstunde kämen. Auch die Frage, was man vor einem Konzert isst, sollte erörtert werden. Informationen zur Ernährung seien noch kein Teil des Curriculums.

Ein Zuschauerin erklärt, sie habe Schüler, die beim Klavierspiel immer wieder den Daumen einzögen und möchte wissen, ob das normal ist. Vom Podium wird geantwortet, dass die Reifung des Daumen mit der Schulreife noch nicht abgeschlossen ist. Der Daumen sei der Finger, der am spätestens reife. Da gelte es achtsam zu sein, denn das Einziehen des Daumens in die Hand hinein könne den Anfang einer grossen Gesamtproblematik bilden. Der häufig beschimpfte kleine Finger sei hingegen schon früh recht stark.

Aus dem Publikum wird auch die Frage nach der Suchtproblematik gestellt. Horst Hildebrandt erklärt dazu, in einem Seminar über Lernstrategien kämen zum Beispiel die Rolle des Cannabis-Konsums bei der Entstehung von Psychosen zur Sprache. Die Hochschule in Zürich sei mittlerweile rauchfrei. Auch Betablocker seien ein Thema. Es gebe aber keine eigenen Kurse dazu. Auch die Frage des Aufwärmens und Abkühlens sei virulent, weil das Bier nach dem Auftritt auch schon sehr beliebt sei.

Eine Zuschauerin möchte wissen, ob Jazzmusik weniger gesundheitliche Probleme hätten, als die Vertreter der klassischen Musik. Pia Bucher erklärt, dass die Anlaufstelle der SMM immer wieder Anfragen von Jazzern erhalte. Diese würden selber glauben, sie seien beim Musizieren entspannter und würden sich mehr bewegen und hätten deshalb weniger Probleme. Es kämen aber immer mehr in die Sprechstunde. Zudem meldeten sich auch immer mehr Amateure, zum Beispiel aus dem Blasmusikbereich, der in der Schweiz ein Hochleistungssport sei. Johanna Gutzwiller bestätigt Buchers Beobachtungen und meint, die Jazzer entdeckten das Thema Gesundheit gerade erst so richtig, In ihren Beratungen stellten sie mittlerweile schon fast die Hälfte der Anfragen.

4. Symposium der Schweizerischen Gesellschaft für Musik-Medizin zum Thema «Musikmedizinische Aspekte in der Ausbildung», Hochschule für Musik und Theater Zürich, 11. November 2006